Sportschützenverein Weinheim

Der 27. August 1923 ist der Geburtstag des Sportschützenvereins 1923 Weinheim, das Gasthaus „Zum Rosengarten“ in der Nachbarschaft des ehemaligen Städtischen Krankenhauses seine Geburtsstätte. Unter den 46 Teilnehmern der Gründungsversammlung wurde Professor Keller, beliebter Lehrer am Weinheimer Realgymnasium, zum ersten Oberschützenmeister des neuen Vereins gewählt, dessen Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht Weinheim am 08. November 1923 im ,,Weinheimer Anzeiger“ amtlich bekannt gegeben wurde.

Der Start fiel dem jungen Verein nicht leicht. Die ersten Schießübungen führte er im Steinbruch und im Hotel „Vier Jahreszeiten“ durch, das nach dem zweiten Weltkrieg dem Kaufhaus Birkenmeier Platz gemacht hat.

Am 4. Januar 1925 wurde erstmals ein Preisschießen veranstaltet, das deshalb für die Vereinsgeschichte bemerkenswert ist, weil Siegerehrung und Preisverteilung im ,,Waldschloß“ stattfanden, also in jenem Bereich des Gorxheimertals, in dem sich die Schießanlage des Vereins bis 1988 befand. Bis dahin war es allerdings noch ein weiter Weg. Vorläufig war das noch ein Traum. Nahziel konnte nur ein Schießstand sein, den die Vereinskasse verkraften konnte. Sie schaffte es der Verein noch im selben Jahr: finanzielle Bausteine und die Eigenarbeit der 185 Schützen sorgten dafür, daß dieser erste Schießstand am 2. August 1925 eingeweiht werden konnte. Es war ein großer Tag in der jungen Vereinsgeschichte, aber kein schöner Tag, denn die Männer in der Anzeigedeckung standen acht bis zehn Stunden knöcheltief im Wasser, das ununterbrochen vom Himmel herunterfiel und das Gauschießen auf den 14 Kleinkaliberständen total verregnen ließ.

Doch die neue Schießhalle, die 5.214,- Reichsmark gekostet hatte, machte den Weinheimer Schützen schon bald einige Sorgen. Der Billigkeit halber war sie, da sich Schwierigkeiten mit der Fundamentierung ergeben hatte, auf Pfählen errichtet worden. Zunächst störte das noch nicht und der Verein nahm am eigenen Stand einen erfreulichen sportlichen Aufschwung. Bei vielen Preis- und Meisterschaftsschießen wurden Siege und vordere Plätze erreicht. Doch 1928 zogen trübe Wolken am Vereinshorizont auf: Der Zustand der Schießhalle wurde immer schlechter, das Fundament geradezu untragbar. Gleichzeitig ging das Interesse am Schießsport stetig zurück. Übrig blieb schließlich ein Häuflein Aufrechter, das im Winter seine Schießübungen auf die Kegelbahn beim Bienhaussaal im Müll verlegte.

Mit Wilhelm Bauer als neuem Oberschützenmeister erfuhr der Sportschützenverein eine Wiederbelebung. Im April 1932 wurde er gewählt und kurz danach ging man daran, die Schießhalle zu untermauern. Aus Anlaß des zehnjährigen Bestehens konnte 1933 ein großes Schützenfest in Verbindung mit dem Gauschießen gefeiert werden.

In der Jahreshauptversammlung 1935 stellte Oberschützenmeister Wilhelm Bauer sein Amt zur Verfügung. Sein Nachfolger als Vereinsführer wurde Dr. Otto Stein.

Unter seinem Vorsitz beschloß im November 1935 eine außerordentliche Mitgliederversammlung, auf eine erneute Sanierung der mehr und mehr zerfallenden Schießanlage zu verzichten und am gleichen Platz eine neue Schießstätte zu errichten. 5.000,- Reichsmark wurden als Baukosten veranschlagt. Doch neben ihrer Finanzierung hatten die Schützen, die inzwischen im Keller der Gewerbeschule an der Bahnhofstraße ihren Schießbetrieb weiterführten, noch ein zweites Problem, das sie stark beschäftigte: Sollten in der neuen Schießanlage ein Großkaliberstand von 175 m Länge entstehen oder nur 50 m KK-Bahnen?

Am 22. Oktober 1936 kam es darüber in den ,,Vier Jahreszeiten“ zu einer Kampfabstimmung. Die Mehrheit entschied sich für die 50 m KK-Stände. Oberschützenmeister Dr. Otto Stein legte darauf sein Amt nieder und erneut übernahm Wilhelm Bauer die Führung des Vereins.

Mit Unterstützung der Stadt Weinheim, die dem Sportschützenverein einen zinslosen Kredit der Höhe von 5.000,- Reichsmark zur Verfügung stellte, und mit einem zinslosen Darlehen! 2.000,- Reichsmark, das Schützenmeister Peter Stephan dem Verein überließ – der Vorstand mußte dafür bürgen – wurden die finanziellen Schwierigkeiten beim Bau der neuen Schießanlage überwunden. Im Mai 1938 wurde der wettkampfgerechte Stand beim „Waldschloß“ eingeweiht und viele Schützen von nah und fern kamen zum Preisschießen, das aus Anlaß dieses stolzen Tages veranstaltet wurde. Bei den Neuwahlen am 25. Januar 1939 trat Peter Stephan die Nachfolge von Wilhelm Bauer als Vereinsführer an.

Der Ausbruch des 2. Weltkriegs schränkte den Schießbetrieb stark ein – im Juni 1942 waren von 144 Mitgliedern 59 beim Wehrdienst – und brachte ihn schließlich völlig zum Erliegen. Das „Waldschloß“ wurde Lazarett, das Schützenhaus wurde an das Krankenhaus Mannheim vermietet.

Es lag nicht an den Sportschützen, daß erst zu Beginn der fünfziger Jahre der Schießsport in Weinheim wieder möglich wurde. Bei der ersten Nachkriegs-Hauptversammlung am 12. Mai 1950 wählten die Schützen im „Ratskeller“ Hermann Gutjahr zum Oberschützenmeister. Damit begann eine Ära, die bis ins 50. Jubiläumsjahr hineinreichte.

Dem Verein wurde das Gelände hinter dem „Waldschloß“ und der Zugang zum Schießstand vertraglich zugesichert, und 1968 durch einen Pachtvertrag ergänzt. In umfangreicher Eigenarbeit wurden die Anlagen wieder hergerichtet, ein Pistolenstand eingerichtet und die Stände mit modernen Scheibenzügen versehen.

Der Schießsport erhielt neue Impulse, die Leistungen stiegen und zahlreiche Meisterschaften wurden errungen. 1953 änderte der Verein seinen Namen und heißt seither ,,Sportschützenverein Weinheim 1923 e.V.“.

Im Jahre 1971 beschloß der Vorstand im Hinblick auf das bevorstehende 50-jährige Jubiläum die Standanlagen zu erweitern und zu sanieren, ebenso den Aufenthaltsraum, die sanitären Anlagen usw. Mit dieser Aufgabe wurde der damalige 1. Schützenmeister und technischer Leiter Artur Lutz beauftragt. Zum 50-jährigen Jubiläum im Jahre 1973 waren die Standanlagen einen um einen weiteren Sportpistolenstand erweitert, ein Luftpistolenstand angegliedert, der Aufenthaltsraum, Küche und Nebenräume sowie die sanitäre Anlage installiert und zur Benutzung freigegeben, und die gesamte Außenanlage saniert.

Im Februar 1973 kandidierte OSM Hermann Gutjahr nicht mehr und die Schützen wählten den 1. SM Artur Lutz zum neuen Oberschützenmeister. In den folgenden Jahren erlebte der Verein einen erfreulichen Aufschwung von 186 Mitgliedern bis zu 440 Mitgliedern in den 80er Jahren. Große sportliche Erfolge konnten durch das Engagement des Obersportleiters Günther Holdermann in allen Sportdisziplinen errungen werden.

Das ständige Wachsen des Vereins, und die Nichtverlängerung des Pachtvertrags durch die Geländebesitzer, zwang den Vorstand, sich schon 1974 um ein Gelände zur Errichtung einer neuen Schießsportanlage zu bemühen. Das Gelände wurde gefunden im heutigen Standort in der Schindkaut in der Birkenauertalstraße. Es dauerte 10 Jahre, Jahre der Arbeit, bis die Baugenehmigung für die neuen Standanlagen erteilt wurde. Mit den Bauarbeiten für die neue Anlage wurde im Jahr 1985 begonnen.

Im Jahre 1990 kandidierte OSM Artur Lutz nicht mehr, und der 1. Schützenmeister Hans-Joachim Raffel wurde neuer Oberschützenmeister.

Im September 1993 hat der Verein die neue Sportanlage mit Schützenhaus eingeweiht, die von den Mitgliedern in sehr viel Eigenarbeit gebaut wurde.

1988 hat der Verein die alten Anlagen verlassen müssen, und unter provisorischen Verhältnissen mußte die Vereinsarbeit in der neuen Anlage fortgeführt werden. Die alten Anlagen im Gorxheimertal wurden im Zuge von Baumaßnahmen der Bäckerfachschule 1992 abgebrochen.

Die neue hervorragend in die Landschaft eingebettete Sportanlage bot nun optimale Bedingungen, um das während der langen Bauzeit vernachlässigte Training zu intensivieren. In den vergangenen 5 Jahren, seit der Einweihung der Anlage, wurde diese von den Schützen genutzt und mit großen Erfolgen bestätigt. Auch die Schützenjugend hat es nicht zuletzt durch hervorragende Arbeit der Jugendsportleiter zu neuen Leistungen gebracht.

1996 stellt OSM Hans-Joachim Raffel nach 6-jähriger Tätigkeit als Stellvertreter und 6 Jahre als OSM und 1. Vorsitzender sein Amt zur Verfügung. Mit Mehrheit gewählt wurde der derzeitige OSM Lothar Leidner.

Aufgestellt bis 1973 von Hans F. Beck damals 3. Schützenmeister und 1. Schriftführer

Ergänzt im Frühjahr 1993 von Artur Lutz Ehrenoberschützenmeister

Ergänzt im Frühjahr 1998 von Hans Joachim Raffel Mitglied des Beirats